Poesie der Liebe
Einsamkeit
Ohne dich
wäre ich einsam
und würde Fassaden anstarren
und mattes Licht bewundern
Ohne dich
wäre ich verantwortungslos
und würde mit mir selbst reden
und meine Tage in den Strudel des Zufalls werfen
Ohne dich
wäre ich alt
und würde mein Leben schwer rechtfertigen
und meine Jugend nicht kennen
Ohne dich
wäre ich vorhersehbar
und würde meine Routine heiligen
und meine Rituale dem Staub schenken
Ohne dich
wäre ich eine exotische Pflanze,
die ihren Duft beerdigt
ohne Hauch von Musik
Ohne dich
wäre ich kein Körper
und Selbstmitleid würde verfetten in mir
Ohne dich
wäre ich die Osteoporose von Knochen,
die sich am Trauerschleier wärmen
Ohne dich
wäre ich verflucht in einem Bett
anstatt in zwei Betten gesegnet
Ohne dich
wäre ich ohne dich,
und deine Abwesenheit
würde meine Schwäche sein.
Das Leben bevor du kamst
Das bittere Lächeln ist einsam.
Es wird nicht mehr gebraucht.
Zeit quälte das Warten infam,
doch jetzt ist Sehnsucht in Segen
getaucht.
Kein tröstender Kaffee am Morgen,
kein Fernsehen in verlängerter Nacht,
kein Rinnsal unwichtiger Sorgen,
kein Essen, sich selbst lieblos gemacht,
kein Rauchen an Flüssen ohne Wiederkehr,
kein Schweiß nur des Sommers wegen,
keine Gespräche mit Anmut von Teer,
Augen, auf die keine Blicke sich legen,
Flirts, denen die Hoffnung fehlt,
Liebschaften, um Geld auszugeben,
Verzweiflung, die Wiederholung wählt,
und Ehen für ein Zehntel Leben
plagen die Leber und lassen Tage ergrauen.
Stattdessen zittert dein Gold in meinen Händen,
wir schenken uns unsere Zukunft wie ein Bett,
worin Umarmungen nie enden, und schwer
glauben wir, dass wir uns beide anschauen.
Nach dem Narzissmus
Ich sehe dich nicht in jeder Straße. Ich sehe dich nicht in jedem Raum. Ich sehe dich nicht jede Stunde. Ich sehe dich nicht in anderen Gesichtern. Ich sehe dich in meinem Schauen, auf meiner Pupille, in den Schönheiten meiner Fantasie, in den Wirbeln meiner Atmung, in den Bächen meines Blutes. Wir begegnen uns tief und immer. Der Alltag ist das Glatteis, auf dem wir gleiten. Wenn ich an dich denke, dichte ich bereits. Wenn ich abwasche, reinige ich für dich meine Hände. Wenn der Schlaf aus meinen Augen blickt, träumst du in mir. Wenn ich hin und her gehe, entferne ich mich keineswegs von dir. Wenn kalter Wind mich quält, will ich dich vor Erkältung bewahren. Dein Licht macht meine Einsamkeit unmöglich. Ohne beieinander zu sein sind wir zusammen.
Loyalität
Deine Geduld ist das Kissen,
auf dessen Weichheit
sich mein Vertrauen legt.
Im Übrigen ist deine Haut
Alabaster, den die Seen
der Berührung glätten.
Zwischen Fußball und Virus
streift uns die Ambivalenz
von Stimmen, die Grobheit
näherbringen. Im Hoch und Tief
der Befürchtungen pulsiert
unsere großmütige Eintracht.
An den Mauern der Widerspenstigkeit
zerschellt nicht unser Vergnügen.
Der Neid drückt uns nicht
die Blässe seiner Ratlosigkeit auf.
Was man von uns genommen hat,
ist nicht unsere Rache wert.
Oft müssen wir unsere Augen schließen,
um am Ende einer gemeinsamen Nacht
vor Glück einzuschlafen.
Ein Bouquet, das Wein trinkt
Deine Schönheit bleibt für dich verborgen,
wenn du sie nicht in meinen Augen siehst.
Ich kümmere mich um deine Sorgen,
die du in meinem Herzen liest.
Der Wein des Vertrauens schmeckt bitter,
wenn man ihn zu jung trinkt.
Langsam prüfen Wünsche die Wahrheit.
Ich wünschte, ich wäre im Sturm der Ritter
auf deinem Schiff, damit es nicht sinkt.
Vielleicht erstrahlt durch Rückschlag die Klarheit
klarer - wie Blumen erwachsen aus Winterschlaf.
Mein Warten aber blüht schon: weil es dich traf.
Erweiterter Nachmittag
Auf das Feld legt die Sonne ihre Weichheit,
zu durchsichtigem Rotgold werden die Wildgräser
am Nachmittag, den die Mondsüchtigen verlassen haben,
wie ein Bach fließt ein Weg unterwegs zum Horizont,
der in hellen Farben ertrinkt,
zwischen See und Bett liegt die Welt,
das Wandern reißt uns hinein in den Abend,
müde vom Wasser und gierig nach Früchten
vereinigen wir unsere Schatten,
als ob sich Galeeren Blitze aus Licht zuwerfen,
unsere Schritte machen die Erde kostbarer,
der wir vorerst nicht entfliehen können,
mit flüchtigen Blicken schon lieben wir uns,
unvergesslich für unser Gefühl
und entschlossen, der kosmischen Gleichgültigkeit
unsere Wärme zu geben,
aber erst nachdem wir sie uns selbst schenken durften,
das Flechtwerk der Krisen perlt ab von uns,
nicht anders als das Bienenwachs der Verachtung,
wie eine Komposition tauchen wir ein
in die Verspieltheit der Vielfalt,
abwandernde Engel überlassen uns den Stuck des Segens,
und mein Hauch erfreut dich mit einem Gedicht,
das ich nie geschrieben habe.
Nocturno eines untätigen Nachmittags
Das Licht flieht vom Tag
Trotzdem liege ich mit dir
schon lange im Bett
Deine Wärme versüßt
meinen Träumen die Zeit
und meinem Körper die Knochen
Aufrecht erwarten die Pappeln
den Niedergang der Wärme
und den Aufstieg des Dunkels
Winterlich beruhigt der Herbst
die Gemüter - alterslos
strömt durch unsere Zellen
Vertrauen und erlaubt unseren
Lidern Geschlossenheit
Ohne Alter
Die Nacht atmet wie ein zweiter Frühling
Der Wind spielt mit der Biederkeit
Meine Schritte klingen nach Jugend
Dein Kuss ist eine Rose, die nicht verblüht
Unsere Wärme verausgabt ihre Ewigkeit
Im Glas erzählt der Rotwein
von einer Liebesgeschichte
Tränen der Betroffenheit schenken
Salz dem See der Sehnsucht
Mit Genuss widerspricht die Gewissheit
der Unruhe - zufrieden
Selbst das bittere Gras
kann den Katzen eine Weide sein
Entfremdet der Welt wächst unsere Vertrautheit
Ohnmächtig schläft die Morbidität
in unserer Umarmung ein.
Nocturno der Befreiung
Der Hauch des Herbstes küsst uns nicht
Das besorgen wir schon selbst
Nach dem Gewitter baden wir im Regen
Er fühlt sich an wie ein frisch bezogenes Bett
Durch Analysen hast du die Nacht weggezaubert
und mich für den Optimismus erwärmt
Nun reibt meine Melancholie sich
am Onyx der Vergangenheit
und versteckt sich hinter erstarrten Häusern
Dunkle Klänge voll gequälter Hoffnung
beleben unsere aufhellenden Berührungen
Die Schwierigkeiten der Annäherung
sind verflogen und belohnen uns
mit Wiederkehr des Ewig-Zärtlichen
Dich sehen und leben
Selbst wenn ich dich nicht mehr sehe,
möchte ich dich wieder sehen.
Was immer da an Träumen vergehe:
Mein Traum von uns bleibt bestehen.
Sehen will ich dich im Winter,
wenn das Fehlen von Laub uns verstimmt.
Sehen will ich dich im Sommer hinter
dem Frühling, der im Grün der Wipfel glimmt.
Sehen will ich dich, wenn Trauer
mir wie Freude Unsicherheit bringt.
Sehen will ich dich auf lässige Dauer,
solang meiner Sehnsucht Hoffnung entspringt.
Sehen will ich dich in Glück und Not,
gesund oder nicht, in Verzweiflung
oder aber in Anfällen von Mut.
Sogar in herbstlichem Verfall
werde ich deine Augen suchen.
Sehen will ich dich ohne weitere Vokabeln,
auch wenn die Welt zur Wüste gerät.
Denn du bist jenseits aller Fabeln
der Himmel, der meine Sterne sät.
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