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"Ich gehöre nirgendwo hin"

Parhan

Ich gehöre nirgendwo hin. Ich habe kein Zuhause mehr. Als ich den Iran verließ, wusste ich nicht, was es heißt, nicht dazuzugehören. Ich gehöre nicht nach Deutschland. Ich weiß nicht, ob ich mich hier jemals zu Hause fühlen kann.

Ich weiß nicht, wo ich mich überhaupt noch zu Hause fühlen würde. An jedem Ort, der mir einfällt, gibt es Nicht-Zugehörigkeit. Mein Zuhause ist bei meiner Familie im Iran, aber die politischen Schwierigkeiten dort sind zu groß. Leider gehöre ich nicht zu der Sorte Mensch, die das ignorieren und glücklich sein kann, also gehöre ich nicht dazu.

Mütterlicherseits und väterlicherseits bin ich Perser. Die Seite meines Vaters hat ihre persische Kultur verloren, indem sie die muslimische Kultur angenommen hat. Deshalb sind unsere Namen arabisch. Aber die familiäre Seite meiner Mutter ist immer noch persisch. Mein Name ist eigentlich persisch, aber die geschriebene Form ist arabisch. Das stört mich. Ich würde ihn gerne ändern.

Es gibt viele Menschen wie mich im Iran. Ihr Name ist arabisch und das gefällt ihnen nicht. Aber es ist schwer, seinen Namen zu ändern, weil man mit seiner Familie verbunden ist. Die Familie ist wichtig. Man identifiziert sich mit seiner Familie. Man gehört zu seiner Familie, auch wenn man weit weg von ihr ist. Das bleibt.

Ich bin auch anders als meine Familie. Sie haben alle Muslime geheiratet und diese Religion angenommen. Das habe ich nicht. Ich habe eine Schwester, die so ist wie ich. Deshalb ist sie auch nicht verheiratet. Das macht ihr das Leben sehr viel schwerer. Das sollte nicht so sein. Ich frage mich, ob sie sich zugehörig fühlt.

Meine Familie akzeptiert meine Ansichten, auch wenn sie anderer Meinung sind. „Ich respektiere nicht immer, was du glaubst, aber ich werde dich immer respektieren“, so ist es bei ihnen. Auf die Familien einiger meiner Freunde trifft das nicht zu.

Iraner zu sein bedeutet, dass man alles sein kann: Kurde, Türke, Araber, Belutsch, Perser, Afrikaner, alles. Das persische Reich war riesig. Als der Iran vom persischen König regiert wurde, waren alle Gruppen erlaubt. Perser zu sein bedeutet, dass man aus Schiraz, Yazd, Isfahan kommt – den alten kulturellen Zentren.

Nach der letzten Revolution 1979 änderten viele Perser ihre Nachnamen in arabische Namen, um ihre Zugehörigkeit zur Regierung zu zeigen.

Ich habe den Iran verlassen, weil ich ein Problem mit der Regierung hatte. Ich sprach mich gegen die Regierung und die muslimische Religion aus. Meine Familie war stark, aber ich musste trotzdem gehen, weil es für mich und für sie zu gefährlich geworden war. Mein Land wurde mir weggenommen. Aber es ist schon seit Jahrhunderten wegen der muslimischen Invasion verschwunden.

Seit der muslimischen Herrschaft herrscht eine unglaubliche Intoleranz gegenüber den anderen kulturellen Gruppen in unserem Land. Ich glaube, sie haben unsere Kultur ruiniert und unsere Freiheit zerstört.

Ich identifiziere mich als Perser, der gegen die muslimische Kultur kämpfen muss. Mein Herz ist heute bei den Demonstranten im Iran. Ich fühle mich jedoch nicht zu ihnen zugehörig, weil sie die gleichen Slogans wie die muslimischen Diktatoren verwenden, wenn sie „Tod dem Diktator“ rufen. Ich will etwas Neues. Ein Ende des Hasses. Wenn sie den Tod für diese Person, den Tod für jene Person fordern, dann wird es den Tod geben. Ihr müsst eine Revolution machen, die alle respektiert. Sonst gibt es für keinen von uns eine Zukunft.

Was ich über Europa, über Deutschland zu wissen glaubte, hat sich als nicht wahr herausgestellt. Hier gibt es genauso viel Hass. Hier gibt es Verfolgung. Auch hier gibt es Unfreiheit. Und es gibt Diskriminierung. Ich fühle mich hier überhaupt nicht zugehörig. Ich habe einige sehr nette Menschen kennengelernt, aber insgesamt ist hier nichts einladend. Es fühlt sich unmöglich an, dazuzugehören. Man gibt mir das Gefühl, anders zu sein. Nur wegen meines Namens und meiner Hautfarbe wird mir das Gefühl gegeben, nicht dazuzugehören. Dazugehören heißt verstehen und wissen. Hier gibt es überhaupt nichts, was dem ähnelt, was ich kenne. Essen, Wetter, Kultur... Mit der Sprache kann ich nichts anfangen. Mit dem Englischen fand ich viel leichter einen Zugang. Im Persischen gibt es keine Geschlechtsbezeichnungen für Gegenstände. Im Englischen ist das genauso. Die Geschlechtszugehörigkeit im Deutschen stört mich. Vielleicht denke ich zu viel über die arabische Unterdrückung der Frau nach. Dass das männliche Geschlecht als besser angesehen wird. Ich weiß, dass es im Deutschen nicht so ist, aber es fühlt sich unnatürlich an. Es fällt mir schwer, Deutsch zu sprechen.

Mein Traum ist es, einen Planeten zu haben, auf dem es keine Länder mehr gibt, auf dem es keine Grenzen gibt, keine militärischen Kämpfe um Grenzen, um Religion und das Töten anderer Menschen. Man braucht keine Pässe oder Papiere. Es gäbe universelle Gesetze, die alle Menschen an die Menschenrechte binden. Alle Menschen sind gleich und gleich sicher.

Es wäre ein Ort, an dem jeder Mensch dazugehören könnte.



Fotos: Startseite + Header: Mehrshad Rajabi (unsplash)

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