Du kannst Palästina nicht mit deinem Schwanz befreien
Da ich in einer gemischten Kultur aufgewachsen bin, in den USA und in den besetzten palästinensischen Gebieten, und dabei gleichzeitig Amerikaner und Palästinenser war, überrascht es nicht, dass auch meine gesamte sexuelle Identität ein zusammengestückeltes und verworrenes Sammelsurium aus allem und nichts war. Es ist schon schwierig genug, einfach ein junger Erwachsener zu sein, aber wenn man das noch mit der Identitätskrise paart, mit der die meisten von uns kulturellen Kötern aufwachsen, wurde es schnell zu einer Art Monster.
Geboren und aufgewachsen bin ich im schönen US-Bundesstaat Virginia. Ein einziger Junge unter vier wunderbaren Schwestern. Der einzige Sohn eines einzigen Sohnes eines einzigen Sohnes in der arabischen Gesellschaft. Uch. Ziemlicher Druck. Aber meine Eltern waren aufgeklärt und gebildet (mein verstorbener Vater war ein prominenter Kinderpsychologe), sie beide waren sehr fortschrittliche Amerikaner, doch ebenso traditionelle Palästinenser. Mein Vater war ein als Moslem geborener Ungläubiger, und meine Mutter hat immer für "Religion light" gestanden. Aber ein Teil jener traditionellen, konservativen Gesellschaft trieb als etwas Rückschrittliches dennoch weiter sein Unwesen in ihnen. So wuchsen wir Kinder mit traditionellen Werten auf, die zusammen mit einigen fortschrittlichen Idealen in uns eingekerbt waren. Das führte, neben vielen anderen Dingen, zu einem verkorksten Verhältnis zum Sex.
Um diesen Widerspruch zu verdeutlichen: Ich war 14 Jahre alt, als ich das erste Mal Sex hatte. Obwohl man darüber streiten kann, ob man diese Begegnung überhaupt als "Sex" bezeichnen kann, da sie vorbei war, bevor die Einleitung zu AC/DCs „Back in Black“ beendet war, habe ich rein technisch gesehen die Tat vollbracht. Meine Familie und ich verließen dann unmittelbar danach die USA und zogen nach Palästina. Während der Highschool hatte ich, stets unverbesserlich unbeholfen, ein paar Freundinnen und konzentrierte mich darauf, mein politischen Selbst zu entwickeln. Ich habe meiner Familie nie, wirklich nie von meinen Beziehungen erzählt, weil das ja völlig verpönt war. Und sowieso stellte sich heraus, dass ich in Sachen politischer Aktivismus besser war. Dennoch erhielt ich von meiner unendlich weisen älteren Schwester einen der großartigsten Ratschläge, als ich 16 war und sie zu Recht bemerkte, dass ich keine Freundin hätte (obwohl ich das damals vehement bestritt), weil ich meine Blue Jeans nicht wusch und meine Fingernägel nicht oft genug reinigte. Im Prinzip stank ich. Ich nahm mir ihren Rat zu Herzen (und gestand ihr das erst viele, viele Jahre später), und viola! Mein Liebesleben wurde real.
Während jener Zeit auf der Highschool und im College hatte ich mich zu so etwas wie einem politischen Tier entwickelt; ein wahrhaftiger Aktivist an der Basis mit einer ausgesprochenen Gabe für das gesprochene und geschriebene Wort. Ich hatte eine nahezu irische Begabung zum Schwadronieren. Als die erste Intifada ausbrach, spielte ich natürlich meine Rolle, so geheim sie auch war. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits mehrfach von der israelischen Armee und ihrem Geheimdienst verhaftet und brutal verprügelt worden; ich war in jedem erdenklichen Sinn des Wortes ein abgehärteter Veteran. Jenseits der Politik hatte ich wiederum schrittweise verstanden, wenn auch zunächst nicht bewusst, dass mein politisch-revolutionärer Aktivismus ein Magnet für die amerikanischen und westlichen Frauen war, die sich in Palästina aufhielten. Das war eine unglaubliche Offenbarung für einen 20-Jährigen, der zwar nach außen hin selbstbewusst auftrat, innerlich jedoch ein brodelnder Sack voller Unsicherheit war. Die Frauen fühlten sich von meiner rebellischen Natur und meinem politischen Intellekt angezogen (der zu der Zeit ganz bestimmt nicht so gut war, wie ich dachte, aber hey ... wer zählt hier schon mit). Das gab mir neben anderen Dingen auch enormen Trost, bis ich für zwei Jahre aus dem Land gejagt wurde.
Ich ging zurück in die USA, um meine College-Ausbildung fortzusetzen, ein wütender junger Mann, der nicht dort sein wollte. Ich schrieb mich an der Western Michigan University ein, emotional äußerst unqualifiziert dafür, etwas anderes zu tun als zu protestieren. Ich war ein Wrack. Also fing ich an, das zu tun, worin ich gut war: protestieren und demonstrieren. Ich erwarb mir schnell eine prominente Stellung in der Gemeinschaft der palästinensischen Aktivisten in Michigan und begann damit, monatliche Demonstrationen zur Unterstützung unserer Sache zu organisieren. Mein damaliger Mentor war ein Mathematikprofessor palästinensisch-amerikanischer Herkunft, genau wie ich. Er war in den späten 1970er-Jahren von den Israelis ausgesiedelt worden und war ein brillanter Mann, ein wahrer Freund. Ich werde für immer in seiner Schuld stehen.
Eines Tages hatte ich bemerkt, dass eine sehr schöne blonde Amerikanerin sich jeden Monat unseren Demonstrationen anschloss. Sie fiel mir auf jeden Fall auf, und ich wagte den Schritt, sie anzusprechen. Es wurde sehr offensichtlich, dass sie dort war, weil sie ein Auge auf mich geworfen hatte und sie sich wegen moi der palästinensischen Sache angenommen hatte! Wow! Das war interessant. Lassen Sie mich an dieser Stelle erklären, dass ich ohne mein besonderes Zutun immer schon einen absoluten und eisernen Respekt vor Frauen hatte und habe, was buchstäblich in meiner DNA liegt. Mit fünf unglaublich starken und unabhängigen Frauen in meiner Familie (vier Schwestern und meine Mutter) fühlte ich mich im Umkreis von Frauen wohler als unter Männern. Die Idee der Frauenfeindlichkeit war mir so fremd, weil ich das große Glück hatte, mit diesen erstaunlichen Frauen aufzuwachsen, und dafür bin ich bis zum heutigen Tag dankbar. Es ist eine meiner besten Eigenschaften, und in Wahrheit kann ich es nicht mir selbst anrechnen, dass ich sie habe.
Aber wie Shakespeare der Barde sagen würde: "Darin liegt die Schwierigkeit." Nach einer Demonstration, bei der ich mein Interesse an dieser feinen Frau sehr deutlich signalisierte, wurde ich zum Abendessen zu Hause bei meinem Mentor eingeladen. Sobald wir uns an den Tisch setzten, schaute er mich ziemlich streng an und fragte mich, was für mich wichtig sei. Ich sagte: Palästina. Er sagte dann, wenn das wahr ist, dann sollte ich nicht durch sexuelle Promiskuität das Vertrauen der Menschen in unsere Sache gefährden. Mir fiel die Kinnlade herunter, und ich hatte sicherlich einen dummen Blick in meinem Gesicht. Ich schaute meinen Mentor fragend an, als ich sagte: "Wovon reden Sie?" Er verwies auf die Aufmerksamkeit, die ich früher am selben Tag der besagten Frau geschenkt hatte, und befahl mir, nicht mit dieser Frau zu schlafen. Und dann sagte er todernst ... ( zurück zum Titel)
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