Wer sind Azubis4Future ?
Wer bist du und wie bist du zu Azubis4Future gekommen?
Mein Name ist Lucie, ich bin 24 Jahre alt und wohne in Berlin. Im vergangenen Jahr habe ich eine Ausbildung zur Gärtnerin begonnen. Ob Garten, Spielplätze oder Parkanlagen, überall dort, wo es grün ist, lege ich Hand an. Obwohl der Gartenbau allgemein mit Umweltfreundlichkeit verbunden wird, ist doch die meiste meiner Arbeit weder umweltschonend, nachhaltig noch zukunftsorientiert. Was viele nicht wissen ist, dass der Garten- und Landschaftsbau massiv den Torfabbau fördert, was enorme Mengen an Kohlenstoffdioxid-Emissionen freisetzt, dabei gibt es bereits heute nachhaltige Alternativen. In meiner Berufsschule wird Nachhaltigkeit bereits thematisiert, was sich aber beobachten lässt, ist, dass diese Lerninhalte in der Praxis keine Anwendung finden. So habe ich mir meine Ausbildung in der Grünen Branche nicht vorgestellt. Ich will eine faire und zukunftsgerechte Ausbildung, deshalb engagiere ich mich bei Azubis4Future.
Wer sind Azubis4Future?
Wir sind eine Gruppe von Azubis aus vielen Ausbildungsberufen, die sich für die Nachhaltigkeits- und Klimainteressen von Auszubildenden gegenüber Akteur*innen aus Politik, Wirtschaft, Bildung, Verwaltung sowie Zivilgesellschaft einsetzen. Als die zukünftigen Fachkräfte engagieren wir uns für die Stärkung der Berufsausbildung im Kampf gegen die Klimakrise. Die Nachhaltigkeitsziele der UN bilden den Rahmen unserer Arbeit. Wir übernehmen Verantwortung und machen unsere Unternehmen und Berufsschulen einfach selber zukunftssicher. So leisten wir unseren Beitrag zur Rettung der Welt. Mit Forderungen und Maßnahmen zeigen wir den Betrieben und Berufsschulen einen Weg zu einer gerechten Berufsausbildung. Wir fordern von der Politik, die Berufsausbildung attraktiver zu gestalten durch beispielsweise Mindestausbildungsvergütung. Wir möchten, dass die Nachhaltigkeit in allen Ausbildungen stärker verankert wird. Für Betrieb und Berufsschulen schreiben wir gerade an einem Maßnahmenkatalog. So wollen wir als Graswurzelbewegung die Ausbildung bottom up auf einen nachhaltigen Weg bringen.
Was ist bisher euer größter Erfolg?
Das ist schwer zu beantworten, denn ich finde, überhaupt die Gründung von Azubis4Future ist ein wahrer Erfolg. In der Kürze der Zeit wurden wir zu vielen Diskussionsrunden und Workshops rund um das Thema Nachhaltigkeit in der Ausbildung eingeladen. Mitte Mai wurde uns die Möglichkeit geboten, vor der Europäischen Kommission unsere Anliegen darzustellen. Des Weiteren stehen wir im Austausch mit verschiedenen Unternehmen. So haben wir uns ein Netzwerk zwischen Auszubildenden, Wirtschaft und Politik aufgebaut, welches stetig wächst.
Was sind eure nächsten Schritte?
Vor Kurzem haben wir unsere Forderungen veröffentlicht, in denen wir die Politik auffordern, deutlich mehr Nachhaltigkeitswissen in die Ausbildungsinhalte aufzunehmen. Auch wollen wir in unseren Betrieben in punkto Nachhaltigkeit ein stärkeres Mitspracherecht haben. Ein weiter so wie immer darf es nicht mehr geben, und wenn sich keiner verantwortlich fühlt, dann nehmen wir Azubis in Fragen der Nachhaltigkeit das Ruder in die Hand.
Jetzt, nachdem wir unsere Forderungen veröffentlicht haben, wollen wir zusammen mit Unternehmen die Hebel identifizieren, wie es uns gelingen kann, Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen drastisch auszubauen. Denn uns ist klar, dass wir dies nicht alleine schaffen. Jetzt kommt es auf den Willen von uns allen an. Hierfür stehen wir mit verschiedenen Unternehmen im Dialog.
In den vergangenen Jahren blieben viele Lehrstellen frei, warum?
Leider stagniert die Zahl der Auszubildenden seit Jahren. Viele handwerkliche Betriebe klagen über zu wenig Nachwuchs. In Deutschland sind fast 40 Prozent aller Ausbildungsplätze unbesetzt. Warum die Ausbildung einen niedrigen Stellenwert in der Gesellschaft hat, können wir in Gänze nicht beantworten. Aus unserer Sicht liegt es an den wenigen Anreizen seitens der Politik. So fehlt es uns beispielsweise in den Betrieben an nachhaltiger Innovation, an gesellschaftlicher Anerkennung und den geringen Möglichkeiten der Mitgestaltung. Teilweise gelten wir Azubis immer noch als billige Arbeitskräfte. Fakt ist, zu studieren ist zu einem Trend geworden, mit der Folge, dass viele Betriebe über zu wenig Nachwuchs klagen.
Wie kann die Ausbildung aufgewertet werden?
Wir sehen eine Aufwertung in der nachhaltigen Gestaltung der Ausbildung bezogen auf Arbeitsbedingungen und Vergütung, aber auch die konsequente Umstellung auf klimaschonende Wirtschafts- und Arbeitsstrukturen. Deshalb plädieren wir dafür, dass die Ausbildung als Drehpunkt zwischen Wirtschaft, Politik und Bildung fungieren muss. Denn frischer Wandel bringt einen dringend benötigten neuen gesellschaftlichen Stellenwert in der Ausbildung.
Wie sehen eure Treffen aus?
Wir treffen uns zurzeit im Zwei-Wochen-Rhythmus in hybrider Form. Das bedeutet eine bunte Mischung aus Online- und Offlineformaten. Zu Beginn gibt es ein News Update, welche Anfragen wir haben oder wie die letzten Gespräche mit den Unternehmen liefen. Im Anschluss arbeiten wir in kleinen Arbeitsgruppen, die sich mit der Öffentlichkeitsarbeit, der Erarbeitung von Maßnahmen und den Planungen für Aktionen befassen. Bei unseren Treffen ist jeder Mensch willkommen, der unserem Konsens zustimmt, in dem wir beschlossen haben, basisdemokratisch zu arbeiten und jede Form von Diskriminierung entgegenzutreten.
Was gibt euch Hoffnung?
Mir gibt es Hoffnung, dass Azubis4Future mit den Unternehmen den Dialog sucht. Durch die Kooperationen mit verschiedenen Unternehmen können wir nachhaltige Veränderungen schaffen, mehr als die Politik es gerade tut.
Dass wir mit Azubis4Future zu einer Klimabewegung heranwachsen, die immer präsenter und stetig mehr Aufmerksamkeit bekommt. Dass wir uns Deutschlandweit ausbreiten und neue Azubis4Future-Gruppen in anderen Städten gründen.
Wenn ihr verfolgen wollt, was wir so machen, folgt uns gerne auf Instagram @azubis4future.
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